Das, was du liebst
Herauszufinden, was du liebst ist nicht so einfach, wie es sich vielleicht anhört. Aber warum nicht? Eigentlich sollten wir doch wissen, was wir lieben, oder? Nun, es gibt einen ganze Menge Dinge, die dazu führen können, dass uns nicht bewusst ist, was wir lieben.
Ein paar Kleinigkeiten vorweg
Ein paar Dinge möchte ich dir hier mit auf den Weg geben, damit du dich selbst besser hinterfragen kannst
- Das gehört sich nicht
Einen Satz, den wir als Kinder sehr oft hören ist „Das gehört sich nicht“ oder „Das macht man nicht“. Eltern, Großeltern Lehrer und Erzieher versuchen uns auf eine Rolle in der Gesellschaft vorzubereiten, die ihrem Denken entspricht. Damit möchte ich diese Menschen nicht kritisieren, aber sie können halt auch nur mit ihrem eigenen Kopf denken und vor dem Hintergrund ihrer eigenen Lebensgeschichte urteilen.
Ähnliches gilt für Sätze wie „Das kannst du nicht“, „Was du da gemacht hast ist hässlich“ und so weiter. Ich persönlich habe als Kind aufgehört zu malen, nachdem mein Vater eins meiner Bilder kritisiert hatte. Er hat in gutem Glauben gehandelt, aber für mich als Kind war es schlimm. Ich weiß nicht, ob ich das Malen jemals geliebt hätte, aber es war der Punkt an dem ich aufgehört habe es auszuprobieren.
Achte bitte sehr genau darauf, ob es Dinge gibt, die du vielleicht liebst, die aber unter Aussagen anderer Menschen verschüttet sind. - Das ist doch unbedeutend / egal
Manchmal gibt es Dinge, die wir lieben, die wir aber als bedeutungslos einstufen. Das passiert beispielsweise dann, wenn sich niemand dafür interessiert oder sie total normal erscheinen. Kannst du atmen? Wahrscheinlich schon, ich übrigens auch, aber wir beide werden nicht sagen, dass wir es „lieben“. Und auf Anhieb würden wir wahrscheinlich auch beide sagen, dass jeder atmen kann und dass man damit kein Geld verdienen kann. Aber halt, gibt es nicht so etwas wie Atemtherapeuten? Oder schau dir mal die Website von Stig Severinsen, einem Apnoetaucher, an, der mit Breathology eine sehr interessante „Gesundheitstechnik“ rund um die Atmung entwickelt hat. Der Holländer Wim Hof hat übrigens eine ähnliche Methode rund um Atmung und Kälte entwickelt. - Entdecke die Dinge hinter den Dingen
Auf der Seite mit den Tipps zum Beantworten der Fragen habe ich schon darauf hingewiesen, dass du die „Dinge hinter den Dingen“ herausfinden solltest. Weil das so ein wichtiges Thema ist, möchte ich es hier noch mal aufgreifen.
Stell dir vor du notierst „Ich liebe Sport“. Im Coaching würde ich dich fragen dann „Was für eine Art von Sport?“. Wenn du dann sagst „Ich laufe gerne Marathon“, dann würde ich dich wieder fragen „Warum?“. Und dann. wird es spannend. Manchmal höre ich bei Marathonläufern und Triathleten die Antwort „Weil ich dann Zeit für mich habe und mich niemand nervt“. In dem Fall geht es also weniger um den Sport sondern eher um die Einsamkeit und darum vor den Verpflichtungen zu flüchten. Andere Marathonläufer lieben es, wenn ihnen auf der Strecke zugejubelt wird. Vielleicht ist es aber auch der Wettkampfgedanke oder jemandem zu beweisen, dass man einen Marathon schafft.
Bei jemandem der es liebt Golf zu spielen könnte das „Ding dahinter“ auch sein, dass er gern in der Natur ist. Unter Umständen geht es aber auch eher um Status oder darum auf dem Golfplatz Geschäfte zu machen. - „Süchte“ zählen nicht
Bei einigen Fragen geht es darum, wann du in den Flow kommst, also die Zeit vergisst. Da sagen Coachees mir dann oft „Wenn ich Serie XY schaue“ oder „Wenn ich Spiel X am PC zocke“. Solche Dinge solltest du eher nicht notieren. Solche Tätigkeiten haben ein gewisses Suchtpotential. Spiele und Serien ziehen uns aus unserer Realität und wir können die üblichen Sorgen vergessen. Bei Spielen haben die Spieler dann noch regelmäßig kleine Erfolgserlebnisse dir für eine Ausschüttung von Dopamin (einem unserer Glückshormone). Bei Serien hat man zwar keine Erfolgserlebnisse, aber die einzelnen Folgen von Fernsehserien sind meist recht kurz und haben einen Spannungsbogen der dafür sorgt, dass sie mit einem Cliffhanger aufhören, der dazu führt, dass wir dann auch gleich die nächste Folge „suchten“ wollen.
Bist du allerdings professioneller E-Sportler oder analysierst Fernsehserien und schreibst vielleicht Kritiken dazu, dann solltest du diese Tätigkeiten notieren.

Herausfinden was du liebst
Aber kommen wir zurück zum eigentlichen Thema. Was liebst du also?
- Die Lebenslinie
Nein, keine Angst, du sollst nicht in deiner Hand lesen. Nimm dir einfach ein möglichst großes Blatt Papier und zeichne eine Linie darauf. Diese Linie stellt dein Leben von deiner Geburt bis jetzt dar. Du kannst die Linie ruhig ein paar mal unterteilen. Vielleicht machst du alle 10 Jahre einen kleinen Strich an die Linie oder so. Nun fängst du an, darüber nachzudenken, was du in der Vergangenheit geliebt hast. Was hast du als Kind oder Jugendlicher geliebt? Was waren deine liebsten Beschäftigungen in der Freizeit? Schreib einfach alles, was dir so einfällt bei dem entsprechenden Alter an die Linie. Das ist eine Übung, die du zumindest über eine Stunde machen solltest. Du wirst feststellen, dass dir immer mehr einfällt, je länger du dich damit beschäftigst.
Diese Übung liefert dir einen guten Einstieg und macht das Beantworten der Fragen einfacher - Fragen
Nachfolgend findest du eine Liste mit Fragen, die dir helfen herauszufinden, was du liebst. Du solltest zu jeder Frage (wenn möglich) mindestens drei Antworten finden. Solltest du Probleme bei der Beantwortung der Fragen haben, dann findest du hier ein paar Tipps.- Womit bzw. was hast du als Kind am liebsten gespielt?
- Was hast du als Kind geliebt?
- Wobei hast du als Kind die Zeit vergessen?
- Was hast du als Kind in deiner Freizeit / Am Wochenende / in den Ferien gemacht?
- Was hast du als Jugendliche(r) geliebt?
- Wobei hast du als Jugendliche(r) die Zeit vergessen?
- Was hast du als Jugendliche(r) in deiner Freizeit / am Wochenende / in den Ferien gemacht?
- Wobei kommst du jetzt in den Flow, wobei vergisst du also die Zeit?
- Nach welchen Tätigkeiten fühlst du dich energiegeladen?
- Was machst du gern in deiner Freizeit?
- Über welche Themen kannst du lange und voll Enthusiasmus reden, ohne dass dir langweilig wird?
- Was begeistert dich?
- Was würdest du tun, wenn du 10 Mal mutiger wärst?
- Was würdest du tun, wenn du plötzlich im Lotto gewinnst und dir keine Gedanken mehr ums Geld machen müsstest?
- Wenn du in eine neue Gegend ziehen würdest, nach was würdest du als erstes schauen?